Medizinische Obdachlosenhilfe | Auf der Straße mit dem Arztmobil der Caritas
Wir alle werden einmal krank, verletzen uns oder brauchen aus anderen Gründen ärztliche Hilfe. Was aber, wenn der Gang zum Hausarzt nicht möglich ist, weil man keine Krankenversicherung hat? Oder wenn man sich nicht traut zu einem Arzt zu gehen, weil man obdachlos ist und das Gefühl hat, dass es einem nicht zusteht? Genau diesen Menschen hilft das Arztmobil der Caritas in Berlin und leistet damit wichtige medizinische Obdachlosenhilfe.
Wir waren mit dem Team unterwegs auf einer seiner Touren und geben dir hier einen Einblick in ihre wichtige Arbeit. Und wir zeigen dir, wie du sie – vielleicht sogar regelmäßig – unterstützen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Arztmobil der Caritas?
Seit 1995 ist das Arztmobil der Caritas auf Berlins Straßen unterwegs und behandelt Menschen, die aufgrund von Obdachlosigkeit oder fehlender Krankenversicherung nicht zu einem regulären Arzt gehen können oder wollen. Für sie ist das Angebot der Caritas oft die einzige Möglichkeit, medizinisch versorgt zu werden. Und das ist wichtig, denn die Lebensbedingungen auf der Straße sind – besonders im Winter – sehr hart und machen krank. Hauterkrankungen, Wundinfektionen oder Blutvergiftungen, die für Personen innerhalb des Krankensystems gut behandelt werden können, sind auf der Straße lebensbedrohlich.
Arztmobil sucht die Menschen dort auf, wo sie sind
Aus diesem Grund ist das Arztmobil regelmäßig auf Touren in der Stadt unterwegs und sucht die Menschen dort auf, wo sie sich aufhalten: an Bahnhören, vor Suppenküchen oder bei Notübernachtungen. Hier baut das Team, das bei jeder Tour aus einer Sozialarbeiterin, einer Krankenschwester und einer ehrenamtlichen Ärztin besteht, das mobile Behandlungszimmer auf und bietet niedrigschwellig eine medizinische Grundversorung. Damit bilden sie einen wichtigen Teil der mobilen Obdachlosenhilfe. Herkunft oder Ausweispapiere der Patient*innen spielen keine Rolle, jede*r wird behandelt. Zur Kontrolle des gesundheitlichen Zustands werden Behandlungen aber dokumentiert – sofern die Person damit einverstanden ist – um die Krankengeschichte und frühere Behandlungen nachvollziehen zu können.
Was bietet das Arztmobil der Caritas?
Das Arztmobil ist ein Teil eines größeren Gesundheitsangebotes der Caritas. Dazu gehört die mobile medizinische Obdachlosenhilfe ebenso wie eine feste Ambulanz am Zoologischen Garten, die täglich geöffnet ist und an jedem zweiten Donnerstag im Monat eine spezielle gynakologische Sprechstunde für Frauen (inklusive Frühstück) anbietet. Hinzu kommt eine spezielle Krankenwohnung, in der wohnungslose Menschen von einem Team aus Pflege- und Hilfskräften sowie Sozialarbeiter*innen betreut werden. Hier bekommen sie Zeit und Ruhe zum gesund werden. In der Krankenwohnung gibt es insgesamt 20 Plätze, von denen fünf für Patient*innen mit Palliativbedarf reserviert sind. Hier werden also auch schwer erkrankte Menschen behandelt und begleitet.
Netz an Hilfsangeboten
Alle medizinischen Angebote der Caritas sind miteinander vernetzt, sodass Patient*innen bei Bedarf zu der jeweils richtigen Stelle geschickt werden können. Bei ernsthaften Erkrankungen werden sie darüber hinaus auch in ein reguläres Krankenhaus begleitet. Die Sozialarbeiter*innen vor Ort unterstützen zudem durch Beratung für weiterführende Hilfsangebote, bei Alltagssorgen oder bei Behördengängen und Anträgen.
Das Arztmobil ist das dabei niedrigschwelligste Angebot der Caritas, da es die Menschen direkt vor Ort an gewohnten Plätzen besucht – unbürokratisch und wenn gewollt auch anonym. Damit verbessert es den allgemeinen Gesundheitszustand und die Lebenssituation der Menschen auf der Straße. Indem sie regelmäßig ihre Touren an die immer gleichen Orte fahren, schafft das Team des Arztmobils zudem Vertrauen, Struktur und einen festen Anlaufpunkt für ihre Patient*innen.
Unsere Tour mit dem Arztmobil
Unsere Tour startete im Wedding, wo wir das Team vom Arztmobil kennenlernten: eine Sozialarbeiterin, eine Krankenschwester (beide fest angestellt) und eine Ärztin, die bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich auf den Touren dabei ist. Zum Auftakt bekamen wir zunächst eine kleine „Führung“ durch das Arztmobil, das mit allen notwendigen Utensilien für eine mobile Behandlung ausgestattet ist.
Drei Anlaufstellen an einem Tag
Unsere Tour führte uns an diesem Tag an drei unterschiedliche Orte. Zunächst fuhren wir nach Moabit und besuchten mehrere Personen, die hier ihren regelmäßigen Aufenthaltsort für den Tag haben. Das Team ging sehr vertraut mit den Menschen um (die meisten kennen sie schon längere Zeit), erkundigte sich nach dem Allgemeinzustand und versorgte vereinzelt kleine Wunden oder begutachtete Hautprobleme. Bei einer Gruppe von Menschen in einem Camp trafen wir dabei auf eine junge Frau, die kürzlich erfahren hat, dass sie schwanger ist. In solchen Fällen, das berichtete uns die Sozialarbeiterin, werden gemeinsam mit dem Sozialamt Möglichkeiten gesucht, die Frau in einer festen Wohnung mit ggf. Betreuung unter zu bringen.
Unsere zweite Station führte uns nach Gesundbrunnen, wo eine Gruppe von Menschen unterschiedlichster Hintergründe und Sprachen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Auch hier war ein enges Vertrauensverhältnis mit dem Team direkt spürbar und die Gruppe berichtete, dass sie einige Nächste zuvor von Unbekannten angegriffen und bestohlen wurden. Leider ist auch das keine Seltenheit. Die Sozialarbeiterin versprach sie bei der Wiederbeschaffung der Papiere zu unterstützen.
Nicht alles kann vom Arztmobil behandelt werden
Neben ein paar kleineren Verletzungen untersuchte das Team vom Arztmobil hier auch eine gebrochene Rippe bzw. dessen Heilungsfortschritt. An dieser Stelle wurde deutlich, dass Behandlungen ab einem bestimmten Punkt nicht mehr von einer mobilen medizinischen Hilfe geleistet werden können. Gleiches galt auch für eine Person vor Ort, die über Zahnschmerzen klagte. In solchen Fällen muss das Team die Betroffenen an Krankenhäuser oder spezielle Fachärzte verweisen, die auch Menschen ohne Krankenversicherung behandeln. Kleinere Maßnahmen, wie das Ausgeben von Salben, einfachen Medikamenten oder Rezepten kann dagegen vor Ort durch die Ärztin passieren.
Unsere letzte Station führte uns zu einer Essensausgabe in Pankow. Hier namen Patient*innen die mobile Sprechsstunde zum Anlass, um eine Handverletzung oder Hautprobleme untersuchen zu lassen. Auch hier hörten die Ärztin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin den Menschen aufmerksam zu und behandelten die Beschwerden mit sehr viel Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Eine beeindruckende Arbeit
Insgesamt waren wir beeindruckt von der Ruhe und der Aufmerksamkeit, die das Team des Arztmobils den obdachlosen Menschen entgegenbringt. Auch wenn der Umgang mit manchen Menschen auf der Straße nicht immer ganz einfach ist, ist ihre Dankbarkeit dem Team gegenüber deutlich zu spüren. Eine wirklich wichtige und bemerkenswerte Arbeit, die das Team hier jede Woche leistet.
So kannst du das Arztmobil unterstützen
Durch Mitarbeit beim Arztmobil
Durch eine Förderung vom Senat hat die medizinische Obdachlosenhilfe der Caritas ein paar feste Stellen. Dazu gehören die Sozialarbeiter*innen und einige Krankenpfleger*innen. Ehrenamtliche Ärzt*innen werden aber immer gesucht, ebenso wie zusätzliche Krankenpfleger*innen. Wenn du also Lust hast, das Team regelmäßig im Arztmobil, in der Ambulanz oder in der Krankenwohnung zu unterstützen, dann kannst du dich einfach über vostel.de bei dem Team melden.
Durch Spenden
Neben der wichtigen ehrenamtlichen Mitarbeit freut sich das Team auch über Spenden von Medikamenten (verpackt und noch haltbar) sowie von Kleidung. Der Bedarf bei beidem sollte vor der Abgabe jedoch noch einmal geklärt werden. Darüber hinaus freut sich die Organisation auch über Geldspenden, von denen Material wie z.B. Schlafsäcke für die Menschen auf der Straße gekauft werden können.
Wir wünschen dir viel Spaß bei deinem Engagement für die medizinische Obdachlosenhilfe!
Dein Team von vostel.de
Hallo, in den letzten 3 Wochen hatte ich extreme Probleme mit der HWS, dadurch habe ich einiges an Schmerzmitteln. Können Sie sowas gebrauchen ? — dann ja, würde ich es schicken. Grüße Maria
Hallo Maria, danke für deine Bereitschaft zu spenden. Am besten klickst du dafür auf den Button „Jetzt Spenden“ und kontaktierst darüber das Team der Caritas bezüglich Medikamentenspenden.