Ehrenamt mit behinderten Menschen: Das erwartet dich
Viele Menschen mit Behinderung erleben im Alltag Barrieren, die ihnen gesellschaftliche Teilhabe erschweren oder sie verhindern. Ein Engagement kann hier viel bewirken, denn es sorgt für Begegnung, unterstützt bei alltäglichen Aufgaben oder ermöglicht es Menschen, Freizeitangebote wahrzunehmen. Beim Ehrenamt mit behinderten Menschen geht es also darum, Barrieren zu überwinden und so Teilhabe zu ermöglichen.
In diesem Beitrag geben wir dir Einblicke in die Herausforderungen und Lebensrealität behinderter Menschen, zeigen, was gemeinnützige Organisationen leisten und wie du dich selbst engagieren kannst.
Inhalt:
- Die Situation von behinderten Menschen in Deutschland
- Wie Organisationen & Ehrenamtliche behinderte Menschen unterstützen
- Worauf du beim Ehrenamt mit behinderten Menschen achten solltest
- Finde dein Ehrenamt mit behinderten Menschen auf vostel.de
- FAQ – Häufige Fragen zum Ehrenamt mit behinderten Menschen
1. Die Situation von behinderten Menschen in Deutschland

Definition: Was bedeutet Behinderung?
Laut des Behindertengleichstellungsgesetztes §3 sind „Menschen mit Behinderungen […] Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können. Als langfristig gilt ein Zeitraum, der mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate andauert.“
In der Definition wird deutlich, dass Behinderung immer ein Wechselspiel aus den individuellen Beeinträchtigungen und den Umweltbedingungen ist. Wenn du mehr über die Geschichte des Begriffs erfahren möchtest, empfehlen wir dir den Beitrag der Bundeszentrale für politische Bildung.
Wie werden Behinderungen unterteilt?
Ganz grundstätzlich lassen sich Behinderungen in verschiedene Schweregrade (GdB = Grad der Behinderung) unterscheiden. Der GdB wird auf einer Skala von 10 bis 100 in Zehnerschritten gemessen, abhängig vom Ausmaß einer Beeinträchtigung.
- Einen GdB zwischen 10 und 40 können u.a. bereits leichte Allergien, leichte psychische Störungen, Adipositas (Übergewicht) oder auch Migräne erreichen.
- Ab einem GdB von 50 gilt ein Mensch als schwerbehindert, beispielsweise aufgrund einer geistigen Behinderung, einer schweren psychischen Störungen, einer schweren Sehbehinderung oder schweren Rückenmarkschäden.
Einen umfassenden Überblick zu verschiedenen Behinderungen und GdBs gibt die Seite EnableMe der Stiftung MyHandicap. Wir werden den Fokus im Folgenden auf Schwerbehinderungen (GdB über 50) legen, da diese am besten statistisch erfasst sind.
Wie viele Menschen mit Behinderung gibt es in Deutschland?
In Deutschland leben rund 7,9 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung. Die Behinderungen entstehen vergleichsweise selten seit der Geburt oder während der Kindheit, sondern häufig erst im fortgeschrittenen Alter, meist durch Krankheiten (in 91% der Fälle) oder Unfälle. Laut des statistischen Bundesamtes waren Ende 2023 von den schwerbehinderten Menschen rund:
- 3% unter 18 Jahren,
- 18% zwischen 19 und 54 Jahren
- 45% zwischen 55 und 74 Jahre,
- 34% älter als 75 Jahre.
Welche Formen von Behinderung gibt es?

Behinderungen können ganz unterschiedlicher Art sein, wir haben hier eine grobe Zusammenfassung erstellt. Eine detailliertere Übersicht findest du ebenfalls auf der Seite EnableMe der Stiftung MyHandicap
Körperliche Beeinträchtigungen
Dazu gehören Einschränkungen des Bewegungsapparats, der Kraft oder der Beweglichkeit, zum Beispiel durch Wirbelsäulenleiden, Amputationen, Lähmungen oder chronische Schmerzen. Sie sind mit 58% die häufigste Form der Schwerbehinderung.
Sinnesbeeinträchtigungen
Hierzu zählen Sehbehinderungen, Blindheit, Hörbehinderungen oder Taubheit. Sie wirken sich vor allem auf Orientierung, Kommunikation und Wahrnehmung aus und erschweren oft die Nutzung von Informationen und digitalen Angeboten.
Geistige und Lernbeeinträchtigungen
Diese Form betrifft Menschen, deren kognitive Fähigkeiten oder Lernprozesse eingeschränkt sind, zum Beispiel aufgrund genetischer Faktoren oder frühkindlicher Entwicklungen. Sie gehen häufig mit einem höheren Unterstützungsbedarf bei Informationen und Alltagsentscheidungen einher.
Psychische Beeinträchtigungen
Dazu gehören langfristige psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen. Sie wirken sich meist auf soziale Interaktion, Belastbarkeit und Orientierung im Alltag aus.
Chronische Erkrankungen (mit Behinderungsfolgen)
Dazu zählen u.a. Diabetes, rheumatische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ME/CFS, Fatigue-Syndrom, Multiple Sklerose oder Erkrankungen der inneren Organe. Sie sind in der Schwerbehindertenstatistik stark vertreten, werden jedoch häufig nicht als „Behinderungsform“ wahrgenommen, obwohl die Auswirkungen auf den Alltag erheblich sein können.
Neurologische Beeinträchtigungen
Hierzu zählen Schädigungen des zentralen oder peripheren Nervensystems, etwa durch Schlaganfälle, Epilepsie, Parkinson oder zerebrale Störungen. Sie können Bewegungsabläufe, Wahrnehmung, Sprache oder kognitive Funktionen beeinflussen.
Viele Menschen leben gleichzeitig mit mehreren Beeinträchtigungen, zum Beispiel einer Kombination aus körperlichen und sensorischen Einschränkungen. In der Statistik sind solche Fälle schwer zuzuordnen, im Alltag jedoch sehr häufig.
Welche Barrieren schränken den Alltag ein?

Oft ist nicht die körperliche, psychische oder sensorische Beeinträchtigung selbst das größte Hindernis, sondern die Art und Weise, wie unsere Umwelt gestaltet ist. Aus diesem Grund werden heute viel stärker die Barrieren in den Fokus gerückt und damit die Sicht, dass Menschen nicht behindert sind, sondern vielmehr behindert werden. (mehr dazu im Beitrag von MyAbility zur sprachlichen Verwendung des Begriffes Behinderung).
Bei vostel.de haben wir uns dazu entschieden, die Formulierung „behinderte Menschen“ zu verwenden, um diese Sichtweise des behindert werdens in den Fokus zu rücken.
Zu den Barrieren, die eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag erschweren, zählen unter anderem:
Bauliche Barrieren
Dazu gehören Stufen ohne Rampe, fehlende Aufzüge oder unübersichtliche Wege. Sie betreffen vor allem Menschen mit körperlichen oder sensorischen Beeinträchtigungen und erschweren den Zugang zu Gebäuden und Räumen.
Kommunikative Barrieren
Schwer verständliche Sprache, kleine Schrift oder fehlende Gebärdensprache machen Informationen unzugänglich. Besonders betroffen sind Menschen mit Hör- oder Lernbeeinträchtigungen.
Digitale Barrieren
Unzugängliche Websites und Apps, fehlende Untertitel oder schlechte Kontraste erschweren die Nutzung digitaler Angebote. Das betrifft vor allem blinde und sehbehinderte Menschen sowie Personen mit kognitiven Einschränkungen.
Soziale Barrieren
Unsicherheiten, Vorurteile oder Distanz im Umgang führen zu Ausgrenzung. Davon können Menschen mit jeder Form von Behinderung betroffen sein, besonders bei sichtbaren Einschränkungen.
Organisatorische Barrieren
Komplizierte Anmeldungen, unklare Abläufe oder fehlende Assistenz erschweren die Teilnahme an Angeboten. Häufig betroffen sind Menschen, die Unterstützung bei Orientierung oder Planung benötigen.. Davon können Menschen mit jeder Form von Behinderung betroffen sein, besonders bei sichtbaren Einschränkungen.
2. Wie Organisationen und Ehrenamtliche behindert Menschen unterstützen

Was gemeinnützige Organisationen bieten
Viele Organisationen schaffen Strukturen, die Menschen mit Behinderung begleiten und ihre Selbstbestimmung stärken. Dazu gehören unter anderem die Lebenshilfe, Aktion Mensch, Caritas, Diakonie sowie zahlreiche lokale Vereine und Initiativen.
Sie organisieren Freizeitgruppen, kreative Workshops, inklusive Sportangebote oder Assistenz im Alltag. Gleichzeitig schaffen sie Orte der Begegnung, an denen Menschen mit und ohne Behinderung miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam aktiv werden können.
Wie Ehrenamtliche eingebunden sind
Ehrenamtliche gestalten gemeinsame Zeit mit Menschen mit Behinderung und unterstützen bei Aktivitäten, die allein manchmal schwer umzusetzen wären. Auf diese Weise entsteht für die begleiteten Personen die Möglichkeit, ihren Alltag selbstbestimmter zu gestalten.
Damit Ehrenamtliche gut vorbereitet sind, erhalten sie vorab eine Einführung und Informationen über die Person, die sie begleiten werden. Viele Einrichtungen bieten außerdem Austauschformate und stellen Ansprechpersonen für Fragen während des Engagements. So entsteht ein verlässlicher Rahmen, in dem Begegnungen entstehen und sich entwickeln können.
Typische Tätigkeiten im Ehrenamt mit behinderten Menschen

Ein Engagement kann sehr unterschiedlich aussehen. Auf vostel.de findest du viele Möglichkeiten, zum Beispiel:
- Gemeinsame Zeit verbringen, etwa bei Spaziergängen, Ausflügen in die Stadt, Spielenachmittagen oder gemeinsamen Besuchen im Café
- Im Alltag unterstützen, zum Beispiel beim Einkaufen, bei Arztbesuchen oder anderen Wegen, die allein schwer zu bewältigen sind
- kreative oder sportliche Freizeitaktivitäten mitgestalten, indem du beim Basteln, Musizieren, Backen oder bei inklusiven Sportangeboten dabei bist
- bei digitalen Fragen helfen, etwa beim Einrichten eines Smartphones, beim Schreiben von Nachrichten oder beim Bedienen von Apps
- Veranstaltungen oder Vereinsangebote unterstützen, zum Beispiel bei Sommerfesten, Gruppentreffen oder inklusiven Workshops
3. Worauf du beim Ehrenamt mit behinderten Menschen achten solltest

Bei gemeinsamen Aktivitäten gibt es eine Reihe von Dingen, die du beachten kannst. Dazu gehören:
Auf Augenhöhe begegnen
Ein gutes Miteinander entsteht, wenn ihr Entscheidungen gemeinsam trefft und im Gespräch bleibt. Menschen mit Behinderung wissen meist sehr gut, was sie brauchen. Wenn du zuhörst, nachfragst und Raum für Wünsche lässt, fühlt sich die Begegnung für beide Seiten stimmig an.
Respektvolle Sprache nutzen
Sprache kann Zugehörigkeit schaffen. Formulierungen wie Menschen mit Behinderung stellen die Person in den Mittelpunkt und werden häufig als wertschätzend empfunden. Gleichzeitig hat jeder Mensch eigene Vorstellungen. Wenn du unsicher bist, frag einfach nach, im persönlichen Austausch ergibt sich vieles wie von selbst.
Gemeinsam Lösungen finden
Manche Herausforderungen zeigen sich erst unterwegs, zum Beispiel wenn ein Weg nicht zugänglich ist oder eine Situation anders verläuft als erwartet. Überlegt dann gemeinsam, wie ihr weitermachen möchtet. Und wenn du Unterstützung brauchst, kannst du jederzeit die Organisation ansprechen.
Grenzen respektieren
Jeder Mensch hat Grenzen – du ebenso wie die Person, die du begleitest. Ein gutes Ehrenamt entsteht dort, wo beide Seiten sich wohlfühlen und offen kommunizieren, was ihnen wichtig ist.
Verlässlich bleiben
Klare Absprachen geben Sicherheit. Überlege dir deshalb, wie viel Zeit du gerade einbringen kannst. Das kann eine regelmäßige, flexible oder einmalige Unterstützung sein. Die Organisation hilft dir dabei, einen passenden Rahmen zu finden.
Unterstützung annehmen
Du musst nicht alles allein wissen. Wenn du Fragen hast oder unsicher bist, hilft es, früh mit der Organisation zu sprechen. Sie begleitet dich, teilt Erfahrungen und gibt dir Orientierung.
4. Finde dein Ehrenamt mit behinderten Menschen auf vostel.de
Wenn du dich für Menschen mit Behinderung engagieren möchtest, findest du auf vostel.de viele passende Möglichkeiten. Dazu gehören gemeinsame Freizeitaktivitäten, kreative oder sportliche Angebote, Unterstützung im Alltag oder digitale Hilfe.
Schau dich gerne auf der Plattform um, entdecke Projekte in deiner Nähe und finde das Engagement, das zu dir passt.
FAQ – Häufige Fragen zum Ehrenamt mit behinderten Menschen
Brauche ich Vorerfahrung?
Nein. Viele Engagements sind so gestaltet, dass du ohne spezielle Kenntnisse starten kannst. Du bekommst meist eine Einführung, lernst die Person und ihre Bedürfnisse kennen und kannst bei Fragen jederzeit nachhaken.
Wie viel Zeit sollte ich für ein Engagement einplanen?
Das hängt vom Projekt ab. Manche Einsätze finden regelmäßig statt, andere sind flexibel oder einmalig. Die meisten Organisationen besprechen mit dir, welcher Umfang gut in deinen Alltag passt.
Welche Unterstützung bekomme ich?
Du wirst eingearbeitet und hast in der Regel feste Ansprechpersonen, die dir bei Unsicherheiten weiterhelfen. So kannst du dein Engagement sicher beginnen und dich gut orientieren.
Muss ich körperlich fit sein?
Nicht unbedingt. Es gibt Engagements, die etwas Bewegung erfordern, aber auch viele, bei denen Gespräche, gemeinsame Aktivitäten oder digitale Unterstützung im Vordergrund stehen. Du wählst, was zu dir passt.
Was mache ich bei Unsicherheiten oder Fehlern?
Unsicherheiten sind normal. Wichtig ist, offen zu kommunizieren und Fragen zu stellen. Die Organisation hilft dir dabei, Situationen besser einordnen zu können und sicherer zu werden.
Dein vostel.de Team wünscht dir ganz viel Spaß mit deinem Ehrenamt mit behinderten Menschen!







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