Inklusion: Was sie bedeutet und wie du Teilhabe stärkst
Inklusion ist ein wesentlicher Bestandteil für eine gerechte Gesellschaft und doch erleben viele Menschen täglich Barrieren, die ihre Teilhabe einschränken: von fehlender Barrierefreiheit in Gebäuden und digitalen Angeboten über mangelnde Verständlichkeit von Informationen bis hin zu gesellschaftlichen Vorurteilen. Die Folgen mangelnder Inklusion reichen von eingeschränkten Bildungs- und Berufschancen bis hin zu sozialer Isolation.
In diesem Artikel erfährst du, warum Inklusion für eine gerechte Gesellschaft so wichtig ist, welche Hindernisse es noch zu überwinden gilt und wie jede*r von uns dazu beitragen kann, mehr Teilhabe für alle zu schaffen – z.B. mit einem Engagement über vostel.de.
Inhalt:
1. Was bedeutet Inklusion?
Inklusion bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von individuellen Fähigkeiten, Herkunft, Geschlecht, Alter oder Hilfebedarf, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dafür müssen Barrieren abgebaut, Strukturen angepasst und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die individuelle Unterschiede berücksichtigen und es allen ermöglichen, sich in Bildung, Arbeit, Politik und Alltag einzubringen und wohlzufühlen.
Wie unterscheidet sich Inklusion von Integration und Belonging?
Neben Inklusion werden auch Begriffe wie Integration und Belonging verwendet, wenn es um gesellschaftliche Teilhabe geht. So unterscheiden sie sich:
- Integration bedeutet, dass Menschen in ein bestehendes System aufgenommen werden, jedoch unter der Bedingung, sich an die vorhandenen Strukturen und Regeln anzupassen. Das System selbst verändert sich dabei kaum. Teilhabe ist möglich, aber oft mit Hürden verbunden, weil individuelle Bedürfnisse nur eingeschränkt berücksichtigt werden.
- Inklusion geht einen Schritt weiter, indem Strukturen so gestaltet werden, dass alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können. Im Unterschied zur Integration passt sich nicht die Person an das bestehende System an, vielmehr wird das System so verändert, dass es die Vielfalt aller Bedürfnisse berücksichtigt.
- Belonging beschreibt das persönliche Gefühl, wirklich dazuzugehören. Es ist das emotionale Ergebnis, wenn Inklusion gelingt: Menschen fühlen sich unabhängig von persönlichen Merkmalen akzeptiert, respektiert und wertgeschätzt.
Welche Menschen betrifft das Thema Inklusion?
Auch wenn Inklusion in den meisten Fällen mit Menschen mit Behinderung assoziiert wird, betrifft sie ebenso Personen mit Migrationsgeschichte, verschiedener sozialer und ökonomischer Hintergründe, diverser Altersgruppen und Geschlechter sowie Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung, Identität, Religion oder Sprache. Grundsätzlich ist die Idee von Inklusion, alle einzubeziehen, die (potentiell) Diskriminierung, Benachteiligung und gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren.

2. In welchen Lebensbereichen spielt Inklusion eine Rolle?
Inklusion kann in allen Lebensbereichen relevant sein, von der eigenen Wohnung über Schule und Arbeit bis hin zu Freizeit, Gesundheit und im digitalen Raum.
Inklusives Wohnen
Inklusives Wohnen bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderungen sowie mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen oder altersbedingten Hintergründen gleichberechtigt, selbstbestimmt und barrierefrei zusammenleben. Das schließt bauliche Aspekte wie rollstuhlgerechte Zugänge, breite Türen oder Aufzüge ein, aber auch soziale Strukturen, die Gemeinschaft fördern: z. B. Nachbarschaftstreffs, gemeinsame Freizeitaktivitäten oder Unterstützungsangebote im Alltag. Solche Wohnformen stärken nicht nur die Selbstständigkeit der Bewohner*innen, sondern fördern auch gegenseitiges Verständnis und soziale Vernetzung.
Inklusion in der Bildung
Inklusive Bildung bedeutet, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von Behinderung, sozialem oder ökonomischem Hintergrund, Herkunft, Geschlecht oder Lernniveau gemeinsam lernen. Ziel ist es, gleiche Chancen auf Bildung zu schaffen und Ausgrenzung zu vermeiden. Schulen mit inklusivem Konzept setzen dafür auf individuelle Lernpläne, multiprofessionelle Teams aus Lehrkräften und Sonderpädagog*innen sowie eine barrierefreie Lernumgebung. Beispiele sind integrative Gesamtschulen, in denen Schüler*innen mit unterschiedlichen Bildungszielen bis zur 10. Klasse zusammen unterrichtet werden oder Regelschulen mit gezielten Inklusionsprogrammen, die durch zusätzliche Förderstunden und Assistenz unterstützt werden.
Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung hatten im Schuljahr 2022/23 in Deutschland rund 581.000 Schüler*innen einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Davon wurden 44,4 % inklusiv an Regelschulen unterrichtet, während 55,6 % eine Förderschule besuchten. Bezogen auf alle Schüler*innen betrug die Exklusionsquote 4,2 % im Jahr 2022/23 – das heißt, rund jedes 25. Kind in Deutschland lernt nicht gemeinsam mit Gleichaltrigen in einer Regelschule, sondern in einer Förderschule. Vor 15 Jahren lag dieser Wert noch bei 4,8 %, was zeigt: Fortschritte sind erkennbar, aber noch ausbaufähig.
Inklusion im Arbeitsleben
Ein inklusiver Arbeitsmarkt gibt allen Menschen, unabhängig von Behinderung, Herkunft, Geschlecht, Alter, sexueller Identität oder sozialem Hintergrund, die gleichen Chancen auf Beschäftigung und beruflichen Aufstieg. Für Menschen mit Behinderungen sind barrierefreie Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeiten, technische Hilfsmittel oder Jobcoaches zentrale Voraussetzungen. Für andere marginalisierte Gruppen sind oft gezielte Maßnahmen nötig, z.B. anonymisierte Bewerbungsverfahren, Sprachförderung oder Mentoring-Programme. Arbeitgeber*innen profitieren dabei von einer vielfältigen Belegschaft, die unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten einbringt.
In der Praxis zeigen sich jedoch noch deutliche Hürden auf dem Weg zu einem inklusiveren Arbeitsleben: Nach Angaben des Statistischen Bundestamts lebten Ende 2023 rund 7,9 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung in Deutschland – also knapp 9 % der Bevölkerung. Ihre Erwerbsquote lag im Jahr 2023 mit 61,9 % deutlich unter dem Schnitt von 82,8 %, und auch die Arbeitslosenquote war mit 11 % fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Zudem beschäftigen nur 39 % der gesetzlich verpflichteten Unternehmen Menschen mit Behinderung, wie es das „Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts“ vorsieht; jedes vierte Unternehmen zahlt lieber eine Ausgleichsabgabe.
Inklusion im Alltag
Inklusion im Alltag zeigt sich in allen Bereichen, in denen Menschen einander begegnen: im öffentlichen Raum, in Verkehrsmitteln, bei Veranstaltungen, in der Freizeit, im Gesundheitswesen oder online. Sie wird konkret, wenn z. B. Bahnhöfe stufenfrei erreichbar sind, Veranstaltungen Gebärdensprachdolmetschung bieten, Webseiten barrierefrei gestaltet sind oder Eintrittspreise sozial gestaffelt werden. Für Menschen, die im Alltag strukturell benachteiligt werden, etwa aufgrund einer Behinderung, chronischen Erkrankung, Armut oder mangelnder Sprachkenntnisse, entscheiden solche Maßnahmen darüber, ob gesellschaftliche Teilhabe möglich ist.
Mehr über die für Inklusion relevanten Lebensbereiche findest du auch bei der Lebenshilfe e.V..

3. Warum ist fehlende Inklusion ein Problem?
Fehlende Inklusion bedeutet für betroffene Menschen, vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu sein, sei es in Bildung, im Arbeitsmarkt oder im öffentlichen Raum. Wer aufgrund einer Behinderung, Herkunft, Sprache, sozialen Lage oder Identität immer wieder auf Barrieren stößt, verliert nicht nur Chancen, sondern oft auch das Vertrauen, als Teil einer Gemeinschaft gehört und gesehen zu werden. Das kann zu psychosozialen Belastungen wie Einsamkeit, geringem Selbstwertgefühl oder Depressionen führen.
Negative Folgen, auch für Gesellschaft und Wirtschaft
Gesellschaftlich schwächt mangelnde Inklusion den Zusammenhalt und fördert ein „Wir-gegen-die“-Denken. Wenn ganze Gruppen das Gefühl haben, keine Rolle im gemeinsamen Miteinander zu spielen, sinkt ihre Bereitschaft zur Mitgestaltung mit Folgen für Demokratie und gesellschaftliche Stabilität.
Auch wirtschaftlich ist fehlende Inklusion problematisch: Wenn Menschen ihr Potenzial nicht entfalten können, gehen nicht nur individuelle Entwicklungschancen verloren, sondern auch wertvolle Ressourcen für die gesamte Gesellschaft, etwa in Form von Fachkräften, Innovationen und Perspektivenvielfalt. So hat z.B. der Ausschluss von Frauen, Müttern, Menschen mit Behinderungen und LGBTQ+-Personen aus der Arbeitswelt und aus Führungspositionen hat enorme Kosten für die Weltwirtschaft zur Folge (siehe diesen Beitrag vom World Economic Forum).
Inklusion ist deshalb auf vielen Ebenen eine zentrale Voraussetzung für ein gerechtes, stabiles und zukunftsfähiges Zusammenleben.
Typische Barrieren – was Inklusion im Alltag erschwert
Barrieren, die Menschen ausschließen, können ganz unterschiedlich aussehen, von baulichen Hindernissen über fehlende digitale Zugänglichkeit bis hin zu Verständnisproblemen und gesellschaftlichen Vorurteilen. Hier einige Beispiele:
Physische Barrieren
Fehlende Rampen oder Aufzüge, zu enge Türen und Durchgänge oder unzureichend ausgebaute Leitstreifen erschweren Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Sehbehinderung den Zugang zu Gebäuden und öffentlichen Orten.
Digitale Barrieren
Websites ohne Screenreader-Unterstützung, unzureichende Farbkontraste oder komplizierte Navigation machen es Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder kognitiven Einschränkungen schwer, digitale Angebote zu nutzen. Auch Sprachbarrieren stellen ein Hindernis dar, etwa für Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen, sowie für Senior*innen oder Personen mit kognitiven Einschränkungen, die komplexe Informationen nicht so leicht erfassen können.
Kommunikationsbarrieren
Auch außerhalb digitaler Räume sind Informationen häufig nicht barrierefrei zugänglich. Ob bei öffentlichen Veranstaltungen, in den Medien oder in Behörden, fehlende Gebärdensprachdolmetscher*innen, Inhalte ohne Untertiteln oder ohne leicht verständliche Sprache benachteiligen vor allem Menschen mit Hör- und Sprachbeeinträchtigungen. Dadurch wird ihnen der gleichberechtigte Zugang zu gesellschaftlich relevanten Informationen oft verwehrt.
Soziale Barrieren
Vorurteile, Diskriminierung und mangelndes Bewusstsein führen dazu, dass Menschen ausgegrenzt oder stigmatisiert werden, was ihre Akzeptanz als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft und damit ihre Teilhabe deutlich erschwert.

4. Welche rechtlichen Vorschriften gibt es für mehr Inklusion?
Inklusion ist in Deutschland und international als gesellschaftliches Ziel rechtlich verankert. Mehrere Gesetze und internationale Abkommen verpflichten Staaten und Gesellschaften, Barrieren abzubauen und gleiche Teilhabe zu ermöglichen. Dazu gehören:
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz schützt Menschen vor Diskriminierung aufgrund einer Behinderung, aber auch wegen Alters, Geschlechts, Herkunft, Religion, sexueller Identität oder chronischer Erkrankung. Es gilt in zahlreichen Lebensbereichen von der Arbeitswelt über Alltagsgeschäfte bis hin zur Wohnungssuche und soll die gleichen Chancen für alle sicherstellen.
UN-Kinderrechtskonvention
Die UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet die Vertragsstaaten, die Rechte aller Kinder unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung oder anderen Merkmalen zu achten und besonders Kinder mit Behinderung gezielt zu fördern. Ziel ist ein selbstbestimmtes, würdevolles Leben und die aktive Teilnahme am Gemeinschaftsleben.
Grundgesetz
Seit 1994 steht im Grundgesetz in Artikel 3 Absatz 3: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Dieser Satz gilt in allen Lebensbereichen und bildet das Fundament für Antidiskriminierung und Inklusion von Menschen mit Behinderung.
UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK)
Deutschland hat 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet und anerkannt. Sie macht deutlich: Teilhabe ist ein Menschenrecht. Vertragsstaaten sind verpflichtet, Barrieren abzubauen und in Bereichen wie Bildung, Arbeit, Gesundheit, Politik und Freizeit inklusive Strukturen zu schaffen.
Bundesteilhabegesetz (BTHG)
Das Bundesteilhabegesetz stärkt die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen und verbessert ihre finanziellen und gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten zum Beispiel höhere Freibeträge bei Einkommen und Vermögen für Bezieher*innen von Eingliederungshilfe. Es wurde schrittweise bis 2023 eingeführt.
5. Was kann jede*r von uns für mehr Inklusion tun?
Damit Inklusion gelingt, braucht es neben Gesetzen nicht nur barrierefreie Gebäude oder verständliche Informationen, sondern auch eine Haltung, die Vielfalt als Bereicherung sieht und Strukturen, die allen möglichst gleiche Chancen geben. Verantwortung tragen Politik, Institutionen, Unternehmen, die Zivilgesellschaft aber auch jede*r von uns im Alltag.Zum Beispiel, indem wir Vorurteile hinterfragen, Menschen respektvoll begegnen und aktiv Situationen schaffen, in denen niemand ausgeschlossen wird.
Das kann heißen…
- bei Veranstaltungen Gebärdensprachdolmetschung mit einzuplanen
- in Online-Meetings Untertitel zu aktivieren
- Informationen zusätzlich in leichter Sprache anzubieten
- oder im Freundeskreis darauf zu achten, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität eingeladen werden.
- Auch kleine Gesten, wie Platz machen im Bus, Hilfe beim Übersetzen anbieten oder auf fehlende Rampen aufmerksam machen, tragen dazu bei, dass Inklusion Teil des Alltags wird.

6. Unterstütze jetzt Projekte für mehr Inklusion über vostel.de
Wenn du dich darüber hinaus für mehr Inklusion in der Gesellschaft engagieren möchtest, dann wirf mal einen Blick auf vostel.de. Hier findest du eine große Auswahl an Projekten sozialer Organisationen, die sich für Inklusion stark machen und die du direkt mit deinem Engagement unterstützen kannst.
Von der Förderung inklusiver Bildungsarbeit über die Gestaltung barrierefreier Online-Angebote bis hin zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen auf Ausflügen und im Alltag. Finde jetzt dein passendes Projekt für mehr Inklusion.








Ich freue mich sehr, Teil der vostel.de-Community zu sein.
Ich lerne gerade Deutsch und möchte durch freiwillige Arbeit nicht nur helfen, sondern auch meine Sprachkenntnisse verbessern.
Hi Abdaziz, das freut uns sehr zu hören! Ehrenamtliches Engagement ist einfach auch eine super Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zu verbinden und die Sprache zu lernen. Wir wünschen dir weiter ganz viel Freude dabei 🙂