Wie ich durch eine Blutspende zum Ehrenamt kam
Ich war gerade mit der Schule fertig und genoss die Sommerferien. Das war 2010 in einer Stadt in Westindien. Ich erfuhr von dieser neuen Seite, auf der man Mädchen nachstellen konnte, ohne erwischt zu werden (Facebook). Weil ich ein Teenager war, tat ich die meiste Zeit genau das. Da ich jede Menge Zeit hatte, sagte ich zu, als ein Freund mich fragte, ob ich Blut spenden wolle.
Ich war damals noch nicht ganz 18 Jahre alt, daher war ich mir nicht einmal sicher, ob die Ärzte mir erlauben würden, Blut zu spenden. Trotzdem ging ich hin, um es zu versuchen. Das Blutspende-Camp befand sich direkt vor dem Haus meines Freundes. Es war sehr einfach aufgezogen und wurde größtenteils von den Familienmitgliedern meines Freundes organisiert. Eine provisorische Konstruktion diente dazu, die Spender vor der brennenden indischen Sonne zu schützen und es wurden tragbare Ruhesessel aufgestellt. Neben dem Hauseingang meines Freundes saßen die Ärzte. Es wurden Snacks und Kaffee serviert (man soll nicht mit leerem Magen Blut spenden). Die Aktion fand sonntagsmorgens statt, um den Leuten eine relative einfache Teilnahme zu ermöglichen.
„Mein Blut würde verwendet werden, um vier Leben zu retten. Richtig… vier, nicht eins.“
Zunächst führten die Ärzte ihre Routinechecks durch (Blutdruck, Gewicht, usw.). Es wurde entschieden, dass ich spenden durfte, da ich bereits im nächsten Monat 18 wurde. Ich empfand Nervosität und Freude zugleich. Nervosität, weil, naja, ich habe zwar keine Angst vor Nadeln, aber ich bin ich bin auch kein Fan von den Dingern, und Freude, weil mein Blut zum ersten Mal verwendet werden würde, um vier Leben zu retten. Richtig… vier, nicht eins. Die Ärzte sagten mir, dass mein Blut nach der Spende in vier verschiedene Bestandteile (rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, usw.) aufgeteilt und vier Menschen zugutekommen würde, die jeweils einen bestimmten Blutbestandteil benötigten.
Als ich auf dem Stuhl lag und die Krankenschwester die Nadel ansetzte, bemerkte auch sie meine Nervosität. Sie erklärte mir, dass die Nadel durch ihre spezielle Form kaum Schmerzen verursacht. Ich dachte mir, wow… jetzt lerne ich beim Blutspenden auch noch was. Es war der Waaahnsinn und ich war komplett euphorisch (war das von Anfang an der Plan der Krankenschwester gewesen?). Bald darauf bat mich die Krankenschwester, aufzustehen. Ich hatte irgendwie gehofft, dass es einige Stunden dauern würde, aber es war innerhalb von fünfzehn Minuten vorbei. Glücklich behielt ich den Verband die ganze Woche lang an und erzählte jedem, dass ich Blut gespendet hatte (Teenager halt…). An diesem Tag spendeten in einem Zeitraum von vier Stunden rund 60 Personen Blut.
„Als der Adrenalinschub nachließ, begriffen wir allmählich, worauf wir uns da eingelassen hatten!“
Das war also mein erstes Blutspende-Erlebnis. Als ich meinem Freund verkündete, dass es mir gefallen hatte, sagte er, dass sein Vater ganz schön beschäftigt sei und dass wir beim nächsten Mal bei der Organisation mithelfen könnten. Von da an wirkten wir aktiv an der Organisation von Blutspende-Camps mit. Das Indische Rote Kreuz gewährleiste die Blutabnahme und unsere Hauptaufgabe war es, so viele Menschen wie möglich zur Blutspende zu bewegen. Tada…! Von da an lief alles wie geschmiert und wir organisierten über 30 Blutspende-Camps und halfen, Hunderte von Leben zu retten. Verdammt… ich wünschte, das Leben wäre so einfach. Als der Adrenalinschub nachließ, begriffen wir allmählich, worauf wir uns da eingelassen hatten!
„Ich stellte fest, dass Blutspenden für die meisten Studenten nicht die erste Priorität ist (sondern flachgelegt zu werden!!!).“
Denn zum einen war es wirklich schwer, die Leute zum Blutspenden zu bewegen. Wir fragten viele unserer Freunde an der Uni, aber ich stellte fest, dass Blutspenden für die meisten Studenten nicht die erste Priorität ist (sondern flachgelegt zu werden!!!). Zum anderen wird Blutspendern kein Geld als Anreiz geboten (im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern), was es ebenfalls schwierig macht, Leute für die Blutspende zu gewinnen. Außerdem ist Blutspenden mit diversen Stigmata behaftet, wie etwa, dass das Indische Rote Kreuz das gespendete Blut an Pharmaunternehmen weiterverkauft. Tja, der letzte Punkt hat mich immer gestört, denn als verderbliches Gut muss das Blut, wenn es nicht an bedürftige Konsumenten verkauft wird, an Unternehmen verkauft werden, andernfalls müsste es weggeworfen werden.
Wie auch immer, trotz dieser Hürden haben wir es geschafft, mehr als 20 Blutspende-Camps zu organisieren. Mein Freund in Indien organisiert sie bis heute mit ungebremster Tatkraft. Wir (ein Team von sechs bis acht Teenagern) traten mit den Menschen über die sozialen Medien in Kontakt (endlich kamen wir zu der glücklichen Erkenntnis, dass Facebook auch noch zu was anderem gut war, als sich die Profile von Mädchen anzusehen) und entwarfen Werbeposter.
„In der Tat habe ich in dieser Zeit ziemlich viel Blut verloren. Aber ich habe zweifellos auch einiges gewonnen.“
Ungeachtet aller Herausforderungen, vor denen wir standen, habe ich es als immens befriedigend empfunden, mich für eine Sache einzusetzen, die größer ist als ich selbst. Um es auf den Punkt zu bringen: In der Tat habe ich in dieser Zeit ziemlich viel Blut verloren. ? Aber ich habe zweifellos auch einiges gewonnen. Zum Beispiel das wunderbare Gefühl, Leben retten zu können und jede Menge Soft Skills wie Teamarbeit, Eventmanagement, Menschenkenntnis (es hat sich herausgestellt, dass Mädchen immer noch Männer mögen, die Sport treiben!!!) und Kommunikationsgeschick.
Wie Google kürzlich herausgefunden hat, sind Soft Skills für den langfristigen beruflichen Erfolg wichtiger als Hard Skills. Daher glaube ich, dass auch ehrenamtliches Engagement Menschen fit für den Job macht.
„Wir bestreiten unseren Lebensunterhalt mit dem, was wir bekommen, und wir leben von dem, was wir geben.“ – Winston S. Churchill
P.S. Wenn du ebenfalls Leben retten möchtest, informiere dich auf der Webseite des Deutschen Roten Kreuzes über Blutspendedienste in deiner Nähe.
Parth tut viele Dinge leidenschaftlich gern: anderen Menschen helfen (und damit angeben!), über sich selbst lachen und die einfache Dinge des Lebens genießen… oder deren Nichtvorhandensein. So ganz nebenbei ist er auch noch Ingenieur und kam für sein Masterstudium der Ingenieurswissenschaften nach Deutschland. Derzeit löst er große Probleme der Menschheit (mit anderen Worten, er ist Analyst bei BCG).
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