Feministische Außenpolitik | Warum sie für uns alle wichtig ist & was du selbst beitragen kannst
[Stand 03. März 2023] Außenministerin Baerbock hat gemeinsam mit Entwicklungsministerin Schulze Leitlinien für eine Feministische Außenpolitik vorgelegt. Demnach soll „Feministische Außen- und Entwicklungspolitik sich ‚künftig durch alle Bereiche‘ außenpolitischen Handelns ziehen“. (Quelle: Tagesschau) Damit werden für das Ziel einer nachhaltigeren und gerechteren Weltpolitik durch den Einbezug marginalisierter Gruppen konkrete Maßnahmen festgelegt.
Wir erklären dir hier, welche Ziele eine feministische Außenpolitik verfolgt und warum das besonders vor dem Hintergrund kriegerischer Außeinandersetzungen wie in der Ukraine so wichtig ist. Außerdem geben wir dir einen Einblick, wie du selbst zu einer gerechteren (und feministischeren) Gesellschaft beitragen kannst – inklusive einer Reihe von Links und Leseempfehlungen.
- Was bedeutet Feminismus heute?
- Warum ist das für Außenpolitik wichtig?
- So trägst du selbst zu einer gleichberechtigteren Welt bei
1. Was bedeutet Feminismus heute?
Ursprünglich wurde “Feminismus” vom Duden als “Richtung der Frauenbewegung, die eine grundlegende Veränderung der patriarchalischen Kultur anstrebt” definiert. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat er jedoch eine deutliche Weiterentwicklung erlebt. Einen spannenden Artikel zur Entwicklung des Begriffs findest du u.a. bei EDITION F. Heute steht Feminismus laut Duden für:
“Oberbegriff für verschiedene Strömungen, die sich für die Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Freiheit aller Geschlechter, v. a. von Frauen, und gegen Sexismus einsetzen, z. B. durch das Anstreben einer grundlegenden Veränderung gesellschaftlicher Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur.”
– Duden –
In dieser neueren Definition wird bereits deutlich, dass es nicht um eine rein weibliche Perspektive oder eine vermeintlich angestrebte Vormachtstellung von Frauen geht. Sondern um eine Gesellschaftsform, die Gleichberechtigung und Partizipation aller Menschen ins Zentrum stellt. Dabei steht die Stärkung und der Schutz derjenigen im Fokus, die von Benachteiligung, Diskriminierung oder Gewalt betroffen sind. Noch immer betrifft das besonders häufig Frauen*, ganz speziell in Kriegen und Konflikten.
Doch wie im intersektionalen Feminismus (siehe Definition von UnWomen) deutlich wird, geht Diskriminierung und Unterdrückung weit über das Geschlecht hinaus und betrifft ebenso Persönlichkeitsmerkmale wie Ethnie, (soziale) Herkunft oder auch Behinderungen. Nur wenn wir diese Diversität und Vielschichtigkeit von Menschen anerkennen und in Entscheidungsprozesse einbinden, können wir eine gleichberechtigte Welt schaffen und benachteiligte Gruppen ausreichend schützen.
2. Warum ist das für Außenpolitik wichtig?
Wie auch bei einem modernen Verständnis von Feminismus geht es bei feministischer Außenpolitik nicht in erster Linie darum, Frauen in Entscheidungspositionen zu bringen, sondern alle Menschen und Perspektiven unserer diversen Welt in außenpolitischen Entscheidungen mitzudenken.
Aktuell liegen Machtressourcen vor allem in den Händen privilegierter Männer. Feministische Außenpolitik bedeutet, diese patriarchalen Strukturen in Außen- und Sicherheitspolitik zerschlagen zu wollen. Sie verlangt außerdem, dass der Fokus von Außenpolitik nicht auf militärischer Stärke, sondern auf menschlicher Sicherheit liegt.
– Kristina Lunz | Aktivistin, autorin & Mitgründerin des Centre for Feminist Foreign Policy –
Nicht erst bei den Kriegsverbrechen in der Ukraine wird deutlich, dass die Sicherheit von besonders schutzlosen Personen eine höhere Priorität haben muss und Verbrechen gegen sie klar als Kriegsverbrechen zu verurteilen sind. Dafür sind laut Deutschlandfunk “in Krisen und Konflikten unterschiedliche und sich überlappende Formen der Diskriminierung zu berücksichtigen – seien es Rassismus, Homo- und Transphobie oder Ableismus […]. Das erfordert unter anderem, Verhandlungsdelegationen möglichst divers zu besetzen”.
So bewirkt eine verstärkte Einbindung von Frauen in Friedensprozesse laut einer Studie des Graduate Institute Geneva, dass ein Frieden dauerhafter und stabiler ist. Das liegt nicht vorrangig daran, dass Frauen friedvoller sind, sondern dass sie eine zusätzliche Perspektiven einbringen, nämlich die der Frauen und so einen wesentlich Teil der Bevölkerung einbeziehen. Genau dieser Ansatz kann und sollte auch auf andere benachteiligte Gruppen angewendet werden und ihre (Schutz-)Bedürfnisse mit in Entscheidungsprozesse einfließen.
3. So trägst du selbst zu einer gleichberechtigteren Welt bei
Die aktuelle Debatte um feministische Politik macht erneut deutlich, dass eine solidarische und gerechtere Gesellschaft – in Krisen- wie auch in Friedenszeiten – nur gelingen kann, wenn wir ihre Diversität zulassen und fördern. Dafür findest du auf vostel.de diverse Engagementmöglichkeiten zur Unterstützung von
- Älteren Menschen
- Geflüchteten Menschen
- Menschen mit Behinderung
- Menschen ohne Obdach
- Frauen
- Queeren Menschen
Werde jetzt aktiv für eine gleichberechtigtere und feministischere Gesellschaft!
Wir hoffen, dir einen ersten Einblick in das Thema Feministische Außenpolitik geben konnten. Wenn du dich tiefer in das Thema einarbeiten möchtest, wollen wir dir gerne folgende Empfehlungen zum Lesen und Anschauen mitgeben:
- Leitlinien für feministische Außenpolitik des Auswertigen Amtes
- Eine Übersicht & Einschätzung der feministischen Außenpolitik der Bundesregierung
- Informationen zur UN-Resolution 1325: „Frauen, Frieden und Sicherheit“
- Buchempfgehlung: Krisitina Lunz. Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch. Wie globale Krisen gelöst werden müssen.
- Artikel, Analysen und Podcasts der Heinrich Böll Stiftung zur feministischen Außenpolitik
- Kompaktes Erklär-Video von Die Da Oben (FUNK)
Dein vostel.de Team wünscht dir viel Spaß bei deinem Engagement für mehr Gleichberechtigung!
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