5 Tipps für dein Ehrenamt in der Hospiz-Arbeit
Noch immer ist das Thema Tod ein gesellschaftliches Tabu. Obwohl es den Tod schon genauso lange gibt wie das Leben, fällt es vielen Menschen schwer dem Thema Raum zu schenken. Hospizarbeit setzt genau dort an. Denn neben der ambulanten (d.h. nur kurzweiligen, nicht ortsgebundenen) oder stationären Begleitung und Betreuung von Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt, gehört zur Hospizarbeit auch die Beratung bezüglich Betreuung, Pflege und medizinischer Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen. Zusätzlich ist auch Öffentlichkeitsarbeit zur Thematisierung von Tod und Sterben in der Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil. Um Fachkräfte in der Hospizarbeit zu entlasten, sind in diesem Bereich laut dem deutschen Hospiz und PalliativVerband rund 120.000 Menschen im Ehrenamt tätig.
Um herauszufinden, ob ein Ehrenamt bzw. Engagement für schwerstkranke und sterbende Menschen auch für dich in Frage kommt, haben wir uns mit Sepp Raischl (Fachlicher Leiter und Vorstandsmitglied des Christophorus Hospiz e.V.) und Gabriele Groh-Leu (Fachbereichsmanagerin Ehrenamt der IFB-Stiftung) ausgetauscht, um dir hilfreiches Wissen weitergeben zu können, worauf es dabei ankommt.
1. Sei reflektiert und mit dir selbst im Reinen
Bei einem Engagement im Hospiz zählen eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Sterben sowie eine stabile, belastbare Psyche zu den wesentlichen Grundlagen.
Sepp Raischl, Fachlicher Leiter des Christophorus Hospiz e.V., beschreibt das wie folgt: “Die Freiwilligen müssen offen und bereit sein, über sich selbst nachzudenken und ihre persönlichen Erfahrungen zu reflektieren. Wer seine eigenen Themen nicht verarbeitet hat, kann nicht andere in schwierigsten Situationen begleiten.” Des Weiteren ist auch die Bereitschaft, sich mit Neuem auseinanderzusetzen entscheidend, um seinem Gegenüber absolute Freiheit, Toleranz sowie kulturelle und spirituelle Offenheit entgegenbringen zu können.
2. Vermittle das Gefühl, dass niemand alleine ist
“Das soziale Miteinander ist in allen Phasen des menschlichen Lebens wichtig, spitzt sich aber am Ende des Lebens zu. Das Gefühl allein und ausgeliefert zu sein, nicht verstanden zu werden und sich evtl. ‘nur noch als eine Last’ zu fühlen, ist im Abschiednehmen vom Leben besonders bedrückend”, so Sepp Raischl.
Obwohl man als freiwillige Sterbebegleitung “nur” Tätigkeiten wie Zuhören, Vorlesen, kleine Einkäufe wie zum Beispiel das Besorgen der Tageszeitung, Gespräche führen, Begleitung beim Spazierengehen oder Arztbesuchen und Unterstützung bei Alltäglichem übernimmt, vermittelst du schon mit deiner bloßen Anwesenheit den Betroffenen das Gefühl, dass sie nicht alleine sind. “Die freiwillige, unentgeltliche Zuwendung eines offenen Mitmenschen ist besonders hilfreich und unersetzlich. Ehrenamtliche transportieren sozusagen den Grundsatz ’Sie sind wichtig – auch und gerade in dieser Situation!’ und ‘Sie sind wichtig für die Weiterlebenden!’”
Deshalb ist ein langfristiges Engagement, Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit in der Arbeit mit schwerstkranken und sterbenden Menschen umso bedeutender.
3. Sei präsent und empathisch
Wenn du im Hospiz helfen möchtest, solltest du nicht nur eine gewisse zeitliche Flexibilität mitbringen, sondern auch bereit sein dich selbst zurück zu nehmen, um dich mit Empathie auf dein Gegenüber einlassen zu können. Ideal sind etwa 4 Stunden verfügbare Zeit zwischen Montag und Freitag, da am Wochenende häufig die Angehörigen selbst da sein können.
“Schwerstkranke und/oder Sterbende und ihre Angehörige erwarten vor allem eine achtsame Präsenz, Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft, Zuhören zu können und offen zu sein. Die Entlastung der (pflegenden) Angehörigen ist meist elementar wichtig”, erläutert Sepp Raischl. Ehrenamtliche sollten in der Lage sein die Situation auszuhalten und der Schwere des letzten Lebensabschnitts hin und wieder auch Humor entgegenhalten können.
Gabriele Groh-Leu, Fachbereichsmanagerin Ehrenamt der IFB-Stiftung, fasst das treffend zusammen: “Ehrenamtliche bringen ‘das Leben’ ins Hospiz und können sich individuell auf die schwerst-kranken Menschen einlassen – so individuell, wie diese sind und ihnen damit etwas sehr Kostbares schenken: Zeit und ihr Ohr.”
4. Nutze Unterstützungsangebote
Das Engagement im Hospiz kann das eigene Leben verändern. Es ist eine Zeit der Besinnung auf das Wesentliche: Habitus, Statussymbole, Macht spielen keine Rolle mehr.
Dadurch stellt es für Ehrenamtliche eine sehr wertvolle und prägende Zeit dar, birgt aber auch belastende und herausfordernde Situationen. Eine Einbindung in eine kompetente Organisation eines ambulanten Hospizdienstes ist als Schutz und Unterstützung deshalb sehr hilfreich und entlastend. Zögere also nicht, dir Unterstützung zu holen, wenn du den Eindruck hast, dass dich eine Situation überfordert oder überfordern könnte.
“Die Engagierten werden sehr gründlich und nach einem deutschlandweit einheitlichen Curriculum vorbereitet. Sie erhalten kostenfrei und regelmäßig Fortbildung und werden in eine laufende Supervisionsgruppe mit regelmäßigen Treffen aufgenommen. Die wichtigste Anbindung ist allerdings eine zuständige Einsatzleitung bzw. Koordinationsfachkraft, die die Einsätze vorbereitet und begleitet.”, erklärt Sepp Raischl.
5. Beachte formale Voraussetzungen
Neben einer intensiven Schulung als Hospizbegleiter*in, gibt es weitere formale Aspekte, die du beachten solltest. Zum einen musst du mindestens 18 Jahre alt sein und ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen können. Keine Sorge, letzteres kann man als Ehrenamtliche*r ganz einfach kostenlos beantragen. Alle Informationen dazu findest du hier.
Du hast Interesse an einem Engagement für schwerstkranke und sterbende Menschen?
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