Ein Engagement bei der Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe
Von November bis April eröffnet die Johanniter Unfallhilfe jedes Jahr ihre Notunterkünfte im Rahmen der Kältehilfe-Saison. Hier versorgen Ehrenamtliche und Freiwillige jeden Abend bedürftige und wohnungslose Menschen mit Mahlzeiten und die Gäste haben zudem die Möglichkeit, hier zu übernachten. Außerhalb der Kältesaison bietet die Einrichtung zwar keine Übernachtungsmöglichkeit, gibt aber täglich Kiezmahlzeiten aus. Wir waren vor Ort und haben in einer Freiwilligen-Schicht viel über die Arbeit der Obdachlosenhilfe der Johanniter gelernt und einen Eindruck der Gäste und der ehrenamtlichen Helfer*innen bekommen.
Inhaltsverzeichnis
Wer ist die Johanniter Obachlosen- und Kältehilfe?
Die Johanniter Obachlosen- und Kältehilfe befindet sich im Herzen von Berlin, in der Ohlauer Straße in Kreuzberg. Hier bietet sie seit 2018 wohnungslosen Menschen Verpflegung, Unterkunft und auch einiges an Herzenswärme. Zwischen 2015 und 2018 befand sich in dem Gebäude eine Geflüchtetenunterkunft welche im Zuge des zunehmenden Bedarfs in eine Einrichtung für die Versorgung bedürftiger und obdachloser Menschen umgewandelt wurde.
Seither versorgen hier Ehrenamtliche täglich Menschen mit Kiezmahlzeiten, zwei mal wöchentlich mit ärztlicher Betreuung und in den Wintermonaten eben auch mit Übernachtungsmöglichkeiten. Die Übernachtung wird mittlerweile ausschließlich für Männer angeboten, da eine gemischte Unterbringung – wie sie zu Beginn angelegt war – ein zu hohes Risiko für die Frauen bedeutete. Diese werden stattdessen in befreundete Einrichtungen vermittelt, die ausschließlich Frauen vorbehalten sind.
Was bietet die Organisation obdachlosen Menschen?
Während der Zeit der Kältehilfe, von November bis April, bekommen die Gäste hier nicht nur Mahlzeiten und medizinische Beratung, sondern können hier auch übernachten. Dafür bietet die Unterkunft Schlafplätze für bis zu 80 Personen.
Einlass ist dafür jeden Abend ab 19 Uhr – zu dieser Zeit öffnet auch die Essenausgabe – und verlassen müssen die Gäste die Einrichtung spätestens am nächsten Morgen um 7 Uhr. Für Viele bedeutet die Übernachtung hier Schutz und Rückzug. Denn anders als auf offener Straße müssen sie hier nicht fürchten, von der Polizei vertrieben oder von Fremden angegriffen oder beraubt zu werden. Stattdessen können sie sich in ein Stück Privatheit in einem geschützten Raum zurückziehen.
Die Schlafplätze werden jeden Abend neu vergeben. Wer einen Schlafplatz benötigt, muss zunächst am Empfang einchecken und bekommt ein nummeriertes Bändchen sowie eine Kiste, in der über Nacht alle persönlichen Gegenstände sicher verwahrt werden. Die vergebene Nummer weist auch eine konkretes Bett zu, so dass die Verteilung der Schlafplätze von vornherein klar ist. Duschen können die Gäste hier auch.
In zwei der Schlafräume können zudem auch Hunde mitgenommen werden, was für einige Menschen auf der Straße ein entscheidender Punkt ist. Denn häufig sind die Vierbeiner die engsten Vertrauten. Zu Ärger ist es dabei noch nie gekommen, so Gzregorz, der Ehrenamtskoordinator vor Ort. Stattdessen sorgt der ein oder andere Hund gerne mal für Vergnügen bei den Gästen, wie zuletzt ein kleiner Mops, der freudig und pausenlos einen der Gänge hoch und runter rannte.
Die Mahlzeiten werden häufig auch gern von Personen in Anspruch genommen, die nicht hier übernachten. Das sind in Hochzeiten bis zu 150 Personen pro Abend. Der Speisesaal und die Mahlzeiten dienen dabei nicht nur der funktionalen Versorgung mit Nahrung. Vielmehr bieten sie auch einen sozialen Raum, in dem sich häufig Gruppen zusammenfinden, reden und somit eine gewisse Gemeinschaft und Normalität herstellen. Hinzu kommt, dass sie sich mit ihren Problemen auch an die Ehrenamtlichen vor Ort wenden können.
Jeden Dienstag und Donnerstag bietet die Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe zudem eine Arztsprechstunde an. Die Regelmäßigkeit bietet den Gästen einen festen Anlaufpunkt, wenn sie Wunden oder andere gesundheitliche Probleme haben. Die Ärzt*innen arbeiten hier ebenfalls ehrenamtlich und unentgeldlich.
Zuguterletzt haben die Gäste hier auch die Möglichkeit, sich mit neuer Kleidung einzudecken. Hierzu hat die Kältehilfe im Keller eine extra Kleiderkammer eingerichtet.
Unser Freiwilligeneinsatz bei der Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe
Wir waren an diesem Abend eingeteilt zum Kochen und zur Essensausgabe. Um 17 Uhr begannen wir in der Küche zunächst damit, uns einen Überblick über die gespendeten Lebensmittel zu verschaffen. An diesem Abend wurde das Essen von einem Schul-Caterer gespendet, wodurch die Gerichte bereits vorgekocht waren. Das ersparte uns einiges an Arbeit und wir mussten die Speisen lediglich aufwärmen. Es gab Kartoffel-Gratin, Reis, Erbsen, Mais, Gemüsesauce und Fleischscheiben, dazu frische Äpfel sowie Quark und etwas Gebäck zum Nachtisch.
Das Essen wurde nun kurz vor 19 Uhr am Ausgabethresen aufgebaut, Geschirr und Besteck wurden ausgelegt und im Speisesaal ein Getränkespender mit Tee, Kaffee und Wasser aufgebaut. Ab 19 Uhr kamen die Gäste, an diesem Abend waren es geschätzt ca. 50-60 Personen.
Als wir mit der Essensausgabe begannen, kamen wir auch mit einigen der Gäste kurz ins Gespräch – mit manchen auf Deutsch, mit einigen auf Englisch und bei ein paar Personen musste einer der Ehrenamtlichen uns mit seinen Französischkenntnissen weiterhelfen. Einige Personen schienen sich hier schon gut auszukennen und saßen auch im Laufe des Abends in kleinen Grüppchen zusammen. Man merkte, dass dies eine wichtige Anlaufstelle für sie ist. Andere waren allein hier. Ein Mann berichtete davon, dass er hier gerne zum Essen vorbei kommt, aber nie hier übernachtet, da ihm seine Privatssphäre zu wichtig ist und er stattdessen in seinem ausgebauten Cady schläft. Auch diese Möglichkeit ist den Gästen vorbehalten.
An diesem Abend war noch nicht viel los, da die Temperaturen noch relativ mild waren. So konnten wir bereits gegen 21:30 mit dem Aufräumen beginnen. Dazu gehörte es, den Essensaal sauber zu machen, die Ausgabe abzuräumen, übrige Lebensmittel sauber zu verstauen und das angefallene Geschirr und die Kochuntensilien zu säubern. Wichtig war auch, dass wir den hygienischen Umgang mit den Lebensmitteln im Auge behielten und dokumentierten.
Über den Abend hinweg lernten wir auch die anderen Ehrenamtlichen ein bisschen kennen. Einige sind bereits fast von Beginn an dabei und engagieren sich hier jede Woche. Eine andere Person war zum ersten Mal da und meinte, dass sie gerne wiederkommen wird. Und wir, wir sind ganz bestimmt auch bald wieder mit dabei!
So kannst du selbst die Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe unterstützen
Engagiere dich in der Kältehilfe oder bei den Kiezmahlzeiten
Da die Kältehilfe jeden Tag für ihre Gäste öffnet, werden immer helfende Hände gebraucht: in der Küche bei der Zubereitung der Mahlzeiten, bei der Essensausgabe, beim Check-In am Eingang oder im Kistenlager bei der Annahme und Ausgabe. Die Schichten starten jeweils um 17 Uhr und dauern bis ca. 22 Uhr.
Wer es ruhig mag, kann auch eine der Nachtschichten übernehmen. Diese dauern von 22 Uhr bis 7 Uhr morgens. Dabei sind jede Nacht auch immer zwei Securites vor Ort.
Unterstütze mit einer Spende
Natürlich hast du auch die Möglichkeit, die Arbeit der Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe mit einer Spende zu unterstützen und so dieses besondere Angebot für Menschen auf der Straße sicherzustellen.
Wir wünschen dir viel Spaß bei deinem Engagement in der Obdachlosenhilfe!
Dein Team von vostel.de
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