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Housing First für Frauen

Frauen und Obdachlosigkeit | Im Gespräch mit Housing First für Frauen

Am 25. November ist in jedem Jahr internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Für uns ist das der Anlass, uns mit dem Thema Frauen und Obdachlosigkeit auseinanderzusetzen. Denn oft sind Gewalt und der Verlust einer Wohnung eng miteinander verknüpft. Wie sie zusammenhängen und wie Frauen ohne festen Wohnsitz am besten unterstützt werden können, darüber sprachen wir mit Team von Housing First für Frauen, ein Projekt des Sozialdienst katholischer Frauen e.V.

Inhaltsverzeichnis


Was ist Housing First für Frauen?

Das Projekt Housing First für Frauen wurde 2018 ins Leben gerufen. Seit der Gründung unterstützt das 7-köpfige Team Frauen dabei, ein eigenes Dach über dem Kopf zu bekommen und ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen 4 Wänden zu führen. Durch ihre Arbeit konnte das Team bereits 52 Teilnehmerinnen (betreute wohnungslose Frauen) wieder in eigenen Wohnraum vermitteln und betreut derzeit 12 weitere Personen auf dem Weg dorthin. Auf ihrer Warteliste gibt es darüber hinaus schon über 250 Interessentinnen. Die Nachfrage allein in Berlin ist enorm.

Frauen und Wohnungslosigkeit

Der Frauenanteil bei wohnungslosen Menschen in Deutschland liegt laut Schätzungen des BAG W bei ca. 33 Prozent. Dabei sind sie generell wesentlich weniger sichtbar als Männer. Das liegt daran, dass sie versuchen, ihre Lage nicht zu zeigen. Sie übernachten stattdessen bei Freund*innen oder begeben sich leider auch in prekäre Abhängigkeiten (z.B. gewalttätige Beziehungen), um nicht auf der Straße zu landen. Das ist verständlich, denn ohne sicheren Rückzugsraum wären sie hier schutzlos Diskriminierung und sexualisierter Gewalt ausgesetzt.

Um dem Leben auf der Straße zu entkommen, leben viele Frauen in Zweckgemeinschaften, in denen beispielsweise sexuelle Verfügbarkeit gegen eine Unterkunft getauscht wird. Daraus folgt, dass sie erst spät Hilfe suchen und die Probleme dann sehr komplex sind.

Housing First für Frauen

Dieses Phänomen nennt sich verdeckte Wohnungslosigkeit. Die betroffenen Frauen fallen häufig durch das Raster von Hilfsangeboten und sind auch schwerer über die üblichen Wege (bei Essensausgaben, Ansprache auf der Straße) zu erreichen. Gleichzeitig ist der Unterstützungsbedarf aufgrund einer oft lange bestehenden Wohnungslosigkeit bereits sehr hoch. Es häufen sich finanzielle oder psychischer Probleme, unter Umständen verstärkt durch Gewalt oder durch mit der Situation einhergehende Suchterkrankungen. Genau hier setzt das Angebot von Housing First für Frauen an.

Was bietet die Organisation Frauen ohne Obdach?

Diese Bereiche deckt Housing First für Frauen ab

Das oberste Ziel des Projektes ist es, Frauen wieder in ihren eigenen Wohnraum mit eigenem Mietvertrag zu bringen. Auf ihrem Weg dorthin werden die Teilnehmerinnen von dem Housing First Team begleitet. Dies besteht aus Sozialarbeiterinnen, einer Koordinatorin für Öffentlichkeitsarbeit und Wohnungsakquise sowie einer Psychologin. Bei Bedarf wird auch eine Anwältin hinzugezogen.

Sie unterstützen bei Anträgen, auf Behördengängen, bei der Suche nach einer Wohnung, beim Einzug oder dem Wiedererlernen eines strukturierten Alltags in den eigenen vier Wänden. Auch die psychologische Betreuung der Teilnehmerinnen ist enorm wichtig, um einen Umgang mit dem Erlebten zu finden und sie nachhaltig in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten.

Bild: Esther Köb

Selbstbestimmtheit steht an erster Stelle

Zu den Housing First Prinzipien gehört es, dass die Teilnehmerinnen auch im Prozess der Wohnungssuche selbstbestimmt sind und angebotene Wohnungen auch abgelehnt werden dürfen – und das ohne Sanktionen. Schließlich geht es genau darum, die Frauen in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten. Dabei gibt es keine zeitliche Limitierung der Unterstützung, um den Teilnehmerinnen dauerhaft einen sicheren Rahmen für eine nachhaltige und stabile Situation zu bieten.

Der Bedarf ist ganz unterschiedlich. Mit der ersten Teilnehmerin sind wir seit 2018 noch immer in Kontakt. Manche wünschen sich eine regelmäßig Alltagsunterstützung, andere melden sich alle 2-3 Monate mal, wenn sie einen Brief vom Job-Center bekommen und Beratung brauchen.

Wohnungsmangel als größte Herausforderung

Neben den psychischen und gesundheitlichen Schwierigkeiten der Teilnehmerinnen ist es vor allem der knappe Wohnraum, der die Arbeit erschwert. Aus diesem Grund kümmert sich eine Person in Vollzeit um die Wohnraumakquise und sucht dafür aktiv nach Kooperationen mit privaten Vermieter*innen. Wer Zugang zu vermietbarem Wohnraum hat und sich an dem Projekte beteiligen möchte, kann sich hier bei dem Team melden.

Der Erfolg spricht für sich

Der Erfolg des Projektes zeigt sich in seiner Evaluation: 100% aller Teilnehmerinnen befinden sich noch immer in den vermittelten Wohnungen und ihre Lebenssituation hat sich in Bereichen wie Gesundheit, Zufriedenheit und Sozialleben deutlich verbessert. Aus diesem Grund wird das Projekt voraussichtlich fortgeführt und es sollen zukünftig auch wohnungslose Mütter mit Kind aufgenommen werden. Und auch international bekommt das Projekt bereits Aufmerksamkeit auf internationalen Konferenzen, z.B. in Doublin und Madrid.

Housing First für Frauen stellt sich vor

Damit du einen visuellen Eindruck des Projektes und seiner Arbeit bekommst, empfehlen wir dir einen Blick in diese Reportage:

So kannst du Housing First für Frauen unterstützen

Das Projekt ist momentan im Begriff ein Team aus ehrenamtlichen Helfer*innen zusammenszustellen, um (ehemalige) wohnungslose Frauen im Alltag zu begleiten. Gesucht werden dabei nur weibliche Freiwillige.

Wenn du Lust hast dabei zu sein, kannst du die Teilnehmerinnen bei handwerklichen Tätigkeiten, beim Einzug, bei Besorgungen und Fahrten unterstützen. Oder du begleitest sie bei Freizeitaktivitäten zum Kennenlernen der neuen Nachbarschaft. Melde dich einfach beim Team von Housing First Berlin.


Wir wünschen dir viel Spaß bei deinem Engagement für Housing First für Frauen!

Dein Team von vostel.de

Gruppenbild der vostel Mitarbeiter*innen auf dem Tempelhofer Feld

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