Mein erstes Engagement in der Obachlosenhilfe | Cara von vostel.de
Zum Beginn der Kältehilfe-Saison war unsere Kollegin Cara gemeinsam mit anderen Freiwilligen bei ihrem ersten Engagement in der Obdachlosenhilfe der Johanniter in der Ohlauer Straße in Berlin. Im Interview berichtet sie von ihren Erwartungen, den Menschen und Aufgaben vor Ort und darüber, was sie besonders überrascht hat.
Hallo Cara, vielen Dank, dass du deine Erfahrung mit uns teilst. War es denn das erste Mal, dass du mit obdachlosen Menschen in Berührung gekommen bist?
Ehrlich gesagt, nein. Ich glaube die meisten Menschen, die in Berlin leben sind schon einmal in irgendeiner Form mit Obdachlosigkeit konfrontiert worden. Sei es in der U-Bahn, vor Geschäften oder einfach im Alltag auf der Straße.
Zum anderen hatte ich in der Uni schon mit dem Thema zu tun. Wir waren im Rahmen einer Reportage auf einer Stadttour zum Thema Obdachlosigkeit. Dort habe ich gelernt, dass nur ein Bruchteil der obdachlosen Menschen überhaupt im Stadtbild bzw. auf der Straße sichtbar sind. Und auch nicht alle Menschen, die sich dauerhaft auf der Straße aufhalten sind auch zwangsweise wohnungslos. Dieses differenzierte Bild hat sich bei meinem Engagement in der Obdachlosenhilfe noch einmal bestätigt.
Was hattest du denn für eine Vorstellung was dich erwarten würde?
So richtige Erwartungen hatte ich eigentlich gar nicht. Ich war eher gespannt was hinter dem Engagement steckt. Wie sieht der Ort aus? Was für Essen wird es geben? Wie ist der Ablauf? Und was wird meine Aufgabe sein? Ein bisschen hab ich es mir wie die Essensausgabe in einer Kantine vorgestellt.
Und wie war es dann tatsächlich vor Ort?
Tatsächlich war es gar nicht so kantinenmäßig wie erwartet. Die anderen Ehrenamtlichen haben uns super herzlich und offen empfangen. Dann haben sie alles sehr ausführlich gezeigt und erklärt was passieren wird. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich einfach sehr gefreut haben, dass wir da sind und helfen.
Gab es etwas, das dich überrascht hat?
Die Vielfalt an Menschen. Und die entspannte Stimmung vor Ort. Als wir – also ich und die anderen Freiwilligen – ankamen, war das meiste Essen bereits vorbereitet. Das waren um die 180 Portionen. Da kann man sich ungefähr vorstellen, wie viel Zeit allein die Vorbereitungen schon in Anspruch genommen haben. Und trotzdem waren alle Mahlzeiten mit Liebe zum Detail zubereitet.
Was ich auch spannend fand: es wurde stark darauf geachtet, dass wirklich alle Lebensmittelspenden sinvoll und nahhaltig verwertet wurden. Und wir wurden über die unterschiedlichen Geschmäcker der Besucher*innen aufgeklärt, was sogar in die Vorbereitungen miteinbezogen wurde. Auch auf die Hygienemaßnahmen wurde großer Wert gelegt. Alles in allem also ganz anders als ein „Kantinenessen“, so wie ich mir das vorgestellt hatte.
Achja, und es hat einfach super Spaß gemacht, alles im Team zusammen zu machen!
Welchen Eindruck hattest du von den Menschen vor Ort?
Wie gesagt haben die Menschen ganz unterschiedliche Hintergründe. Nicht jede Person ist obdachlos. Einer der Mitarbeiter sagte zu uns, dass Menschen zu ihnen kommen, die einfach Hunger haben. Das sind eben nicht nur Menschen ohne Dach über dem Kopf. Es gab vom Hipster über alte und junge Menschen bis hin zum Familienvater eigentlich alles. Die allermeisten waren sehr freundlich und haben sich einfach gefreut, dass es etwas gutes zu Essen vor Ort gab.
Welchen Mehrwert hatte deine Unterstützung vor Ort?
Ich glaube, den größten Mehrwert hatten wir für die Ehrenamtlichen, die regelmäßig oder sogar täglich in der Obdachlosenhilfe bzw. bei der Essensausgabe sind. Sie leisten jeden Tag wirklich unglaublich viel und freuen sich, wenn Ihnen jemand dabei zur Hand geht. Und das merkt man auch total an ihrer Herzlichkeit.
Abschließend: würdest du es wieder tun?
Ja absolut. Das Team ist toll und die Besucher*innen waren dankbar und freundlich. Und der Einblick, den man in diese fremde Lebensrealität bekommt ist einfach super wichtig und prägt sich ein. Zusammenfassend würde ich sagen: es ist ein kleiner Beitrag, der sehr viel Spaß gemacht hat!
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