Themenmonat Obdachlosenhilfe | Was Hilfsorganisationen täglich leisten
Stell dir vor du lebst auf der Straße und niemand hilft dir. Ein gruseliges Gedankenspiel, oder? Zum Glück gibt es viele Organisationen, die sich täglich für obdachlose Menschen einsetzen. Ihre ganz besondere Arbeit wollen wir in unserem Themenmonat Obdachlosenhilfe in den Mittelpunkt stellen und veröffentlichen dafür jede Woche einen Blogbeitrag über eine ausgewählte Organisation aus den Bereichen mobile Hilfe, Notunterkünfte, medzinische Versorgung, Hygiene und spezielle Unterstützung von obdachlosen Frauen. Auf unserem Instagram-Kanal begleiten wir die Artikel mit informativen Reels und Stories und freuen uns dort auf dein Feedback und deine Fragen!
Um dich vorab mit den wichtigsten Fakten auszustatten, beginnen wir in diesem Beitrag mit ein paar Grundlagen rund um das Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit und geben dir einen Überblick zu den verschiedenen Bereichen, in denen Organisationen der Obdachlosenhilfe aktiv sind.
Inhaltsverzeichnis
- Wer sind die Menschen, um die sich die Obdachlosenhilfe kümmert?
- Wie wird jemand wohnungs- oder obdachlos?
- Was brauchen die betroffenen Menschen?
- Was leisten Organisationen der Obdachlosenhilfe?
- So kannst du die Organisationen der Obdachlosenhilfe unterstützen
- Wir stellen 5 Organisationen der Obdachlosenhilfe hautnah vor
Wer sind die Menschen, um die sich die Obdachlosenhilfe kümmert?
Die Obdachlosenhilfe versorgt ein weites Spektrum von Menschen. Dazu gehören wohnungs- und obdachlose Menschen – also jene, die keinen festen bzw. gar keinen Wohnraum haben – ebenso wie diejenigen, die zwar einen festen Wohnsitz haben aber aufgrund von Armut auf z.B. Lebensmittel- und Sachspenden angewiesen sind. Der BAG Wohnungslosenhilfe e.V. schätzt die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland auf 417.000 im Jahr 2020 (davon 161.000 wohnungslose Gefüchtete). Der Frauenanteil liegt bei ca. 33%, der Anteil der minderjährigen Jugendlichen liegt bei ca. 8% und ca. 30% der Wohnungslosen haben keine Deutsche Staatsbürgerschaft.
Viele der Menschen fühlen sich aufgrund ihrer Armut und Mittellosigkeit stigmatisiert und ausgeschlossen von der „normalen“ Gesellschaft. Das ist auch ein Grund warum viele bspw. keine regulären Arztpraxen aufsuchen obwohl sie versichert sind. Für viele Menschen sind daher Ausgabestellen für Essen und Kleidung nicht nur funktionale Orte, sondern auch wichtige für Begegnung und soziale Beziehungen – selbst wenn sie (wieder) einen festen Wohnraum haben.
Wie wird jemand wohnungs- oder obdachlos?
Die Ursachen für den Verlust von Wohnraum und den Weg in die Obdachlosigkeit sind vielfältig und häufig eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Dazu können gehören:
- Verlust des Jobs ohne Aussicht auf Neuanstellung
- Verlust des Wohnraums
- Steigende Armut und fehlender Zugang zu Sozialleistungen und Hilfsangeboten
- schwere persönliche Schicksalsschläge oder Krankheit
- Psychische oder Suchterkrankungen
- Migration aufgrund von Armut
Häufig liegt die Ursache im Fehlen oder dem Wegbrechen fester Strukturen und Sicherheiten. Ist jemand einmal in der Obdachlosigkeit angekommen, ist es ohne externe Hilfe oft kaum möglich, aus ihr wieder herauszufinden. Ein großes Problem ist, dass sich viele Betroffene für ihre Situation schämen und sich dadurch davor scheuen, aktiv nach Hilfe zu fragen. Daher ist die Unterstützung vieler Organisationen der Obdachlosenhilfe möglichst niedrigschwellig gestaltet: Zum Beispiel findet sie durch mobile Angebote dort statt, wo sich die Menschen aufhalten, Unterstützung erfolgt unbürokratisch (ohne übermäßigen Papierkram) und niemandem wird etwas aufgezwungen, was die Person nicht möchte.
Was brauchen die betroffenen Menschen?
Zunächst einmal haben wohnungs- und obdachlose Menschen natürlich die gleichen Grundbedürfnisse wie jede*r von uns – Nahrung, Sicherheit, Schlaf und sozialen Halt. Durch den Aufenthalt auf der Straße kommen noch weitere Bedürfnisse hinzu. So fehlen zum Beispiel sichere und warme Räume, die besonders im Winter lebenswichtig sind. Ohne Papiere oder Krankenversicherung haben viele keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung und erst recht nicht zu Behandlungsmöglichkeiten von psychischen oder Suchterkrankungen. Aufgrund der psychischen Verfassung werden auch oft Sozialleistungen nicht in Anspruch genommen, wodurch es an Geld mangelt. Zudem sind saubere Kleidung und Hygiene nicht ohne Weiteres verfügbar. Und auch die Bewältigung des Alltags auf der Straße, der nicht selten mit Gewalt verbunden ist, ist eine große Herausforderung.
Was bieten Organisationen der Obdachlosenhilfe?
Genau hier setzen die unterschiedlichen Hilfsorganisationen an und unterstützen obdachlose Menschen in ihrem Alltag auf ganz unterschiedliche Weise. Wir stellen in diesem Artikel dabei nicht die Organisationen selbst in den Fokus, sondern geben zunächst eine Übersicht zur Art ihrer Angebote. Konkreter wird es in den Folgeartikeln, in denen wir fünf Organisationen und ihre Arbeit hautnah vorstellen (Verlinkung am Ende des Artikels).
Schutz- und Aufenthaltsräume sowie Schlafplätze
Sichere Räume sind ein essentieller Punkt. Als feste Anlaufstellen bieten sie neben Versorgung mit Lebensmitteln und essentiellen Gegenständen auch Struktur und Sicherheit für Menschen auf der Straße. In Tagescafés können sie zum Beispiel Wäsche waschen, bekommen Mahlzeiten und Getränke und können sich hier einfach aufhalten. Hier werden auf Wunsch auch häufig weitere Angebote zur Unterstützung und Beratung bereitgestellt.
Einrichtungen zur Notübernachtungen bieten neben warmen Mahlzeiten vor allem Schutz vor Kälte und Witterung sowie vor Gewalt, die auf offener Straße leider häufig Realität ist. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit startet am 01. November zudem die Kältehilfe deutschlandweit mit verschiedenen Angeboten. Einen ausführlichen Beitrag dazu findest du hier.
Eine weitere wichtige Anlaufstelle sind sogenannte Fixpunkte, an denen drogenabhängige Menschen sauber konsumieren können. Dabei geht es nicht um die Förderung des Konsums, sondern um medizinische Betreuung und niedrigschwellige (vorurteilsfreie) Angebote zur Begleitung aus der Sucht und Wohnungslosigkeit.
Gesunde Lebensmittel und warme Mahlzeiten
Regelmäßiges, warmes und im besten Fall gesundes Essen ist der zweite Stützpfeiler der Obdachlosenhilfe. Neben der Tafel, die deutschlandweit gerettete Lebensmittel an festen Stationen an mittellose Menschen ausgibt, gibt es viele feste Essensausgaben, z.B. der Caritas, der Johanniter oder auch vieler kleinerer Initiativen. Hier können Gäste zu festen Tagen und Uhrzeiten vorbeikommen und bekommen warme Mahlzeiten sowie Getränke serviert. Zusätzlich dazu gibt es mobile Angebote, die direkt in die Stadtteile fahren, in denen sich obdachlose und bedürftige Menschen vermehrt aufhalten. Auch hier gibt es feste Routen und Termine, die den Menschen auf der Straße auch Struktur und Anlaufpunkte bieten.
In der kalten Jahreszeit sind zudem sogenannte Kältebusse unterwegs, die Menschen neben warmem Essen und Getränken auch mit warmer Kleidung und Schlafsäcken versorgen. Eine Übersicht zu Notfallnummern von Kältebussen in Deutschland haben wir hier gesammelt.
Saubere Kleidung und wichtige Alltagsgegenstände
In vielen Städten Deutschlands gibt es sogenannte Kleiderkammern, in denen bedürftige Menschen frische Kleidung, Schuhe sowie wichtige Alltagsgegenstände kostenlos oder für einen niedrigen Preis bekommen. Zudem haben viele mobile Angebote (z.B. die mobilen Essensausgaben) auch in den meisten Fällen Kleidung und Schlafsäcke dabei.
Duschmöglichkeiten und Hygieneangebote
Viele Notunterkünfte und Tagescafés bieten neben der Grundversorgung auch die Möglichkeit, sich zu duschen und frische Kleidung zu bekommen. Denn Hygiene und Sauberkeit ist für obdachlose Menschen ebenso wichtig wie für jede*n andere*n. Über die festen Stationen hinaus gibt es mittlerweile in einigen Städten auch mobile Duschangebote, die sogenannten Duschbusse.
Medizinische Versorgung
Gesundheit ist für Menschen auf der Straße ein enorm wichtiges, aber nicht immer ganz einfaches Thema. Denn der Zugang zu (regelmäßiger) ärztlicher Versorgung ist nicht ohne weiteres möglich. Viele sind nicht versichert, schämen sich, zum regulären Hausarzt zu gehen oder das Thema hat einfach keine hohe Priorität im Alltag auf der Straße.
Umso wichtiger sind die Angebote der medizinischen Obdachlosenhilfe. Neben festen Behandlungsräumen und Krankenwohnungen gibt es in vielen Städten auch Arztmobile, die auf regelmäßigen Touren den gesundheitlichen Zustand der Menschen auf der Straße kontrollieren und sie mit notwendigen Behandlungen und Medikamenten versorgen oder sie im Notfall auch ins Krankenhaus bringen.
Beratung, Alltagsunterstützung und Krisenbewältigung
Einen enorm wichtigen Stellenwert haben Sozialarbeiter*innen in der Obdachlosenhilfe. Sie kommen mit den Menschen ins Gespräch, stellen Vertrauen her und beraten sie. Das beginnt mit Unterhaltungen über alltägliche Sorgen, Krisen und Herausforderungen und geht bis hin zur Unterstützung bei Anträgen für eine Wohnung, für Sozialhilfe oder die Jobsuche – also die Begleitung aus der Obdachlosigkeit. Dafür arbeiten sie eng mit den Kommunen und anderen Hilfsorganisationen zusammen, um Menschen nachhaltig in Wohnraum zurückzubringen, der die Grundlage für einen Wiedereinstieg in die Gesellschaft ist.
Spezielle Angebote für vulnerable Gruppen
Frauen und Minderjährige haben es auf der Straße besonders schwer. Das hängt vor allem mit dem hohen Gewaltpotential zusammen, dem sie hier ausgeliefert sind. Aus diesem Grund bieten einige Organisationen diesen Menschen gezielte Unterstützung: Frauencafés, Notübernachtungen speziell für Frauen sowie Hygieneangebote. Die Arbeit mit Minderjährigen passiert oft in Abstimmung mit Jugendämtern, betreuten Wohneinrichtungen und Organisationen mit speziellen Betreuungsangeboten.
So kannst du die Organisationen der Obdachlosenhilfe unterstützen
Ganz grundsätzlich hast du zwei Möglichkeiten, die Organisationen zu unterstützen: durch eine Geld- oder Sachspende oder durch dein persönliches Engagement.
Geldspenden
Mit deiner finanziellen Unterstützung kann eine Organisation ausgebildetes Personal wie zum Beispiel Sozialarbeiter*innen, Pfleger*innen oder auch Ehrenamtskoordinator*innen anstellen, denn nicht alle Stellen werden von den Kommunen finanziert. Zusätzlich decken Geldspenden die Fixkosten der Organisation – z.B. Transporter, Lagerräume, Küchen, Strom/Gas, Computer – sowie Sachmittel zur Versorgung der Menschen, z.B. Hygieneartikel, Schlafsäcke und Zelte oder auch fehlende Lebensmittel.
Sachspenden
Sachspenden sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, Organisationen und damit die Menschen auf der Straße zu unterstützen. Allerdings solltest du gezielt danach schauen, was die Organisationen gerade brauchen. In diesem Artikel findest du Tipps und Spendenorte für sinnvolle Sachspenden.
Persönliches Engagement
Viele Organisationen haben zwar einen kleinen Stamm an Festangestellten, der Großteil der Arbeit wird aber meist durch Ehrenamtliche getragen. Häufig werden dabei keine besonderen Fähigkeiten vorausgesetzt und schon die Übernahme einer Schicht – zum Beispiel bei der Essensausgabe oder Kleidung sortieren – ist viel wert. Bei manchen Organisationen – wie der medizinischen Obdachlosenhilfe – werden hingegen speziell Personen mit medizinischer Ausbildung gesucht, die sich auf Touren oder vor Ort die Menschen unterstützen.
Wir stellen 5 Organisationen der Obdachlosenhilfe hautnah vor
In den vergangenen Wochen begleiteten wir Hilfsorganisationen aus der medizinischen und mobilen Obdachlosenhilfe, Notübernachtung, Hygienearbeit und eine spezielle Einrichtung für Frauen bei ihrer täglichen Arbeit. Unsere Erfahrungen kannst du hier in den Artikeln nachlesen.
Zusätzlich haben wir die Artikel mit Reels und Stories auf Instagram begleitet. Schau gerne vorbei, wir freuen uns auf deine Fragen und dein Feedback.
Wir hoffen, wir können dir damit einen guten Einblick in die Arbeit der Obdachlosenhilfe geben!
Dein Team von vostel.de
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